St. Laurentius

Kirchbaugeschichte der Kirche St. Laurentius Thüle

um 1020

Wie aus dem Realschematismus der Diözese Paderborn zu entnehmen ist, stammt der älteste Teil der Thüler Kirche, der wuchtige romanische Kirchturm, aus der Zeit Bischofs von Meinwerk um 1020. Der Turm wird einerseits als Wehrturm beschrieben und andererseits als Turm einer Kirche. In seiner Art gilt er als ältester Kirchturm des früheren Kreises Büren. um 1200 Die um ca. 1200 angebaute romanische Kirche ähnelt in seiner Anlage den Kirchen von Hörste, Boke, Verne und Delbrück. Sie bilden in ihrer Einheit, im Grundriß und der Einzelanordnung viele Gemeinsamkeiten und machen es wahrscheinlich, dass sie nach gleichem Plan und eventuell sogar vom gleichen Baumeister geschaffen worden sind. Auch die annähernd gleiche Zeit der Entstehung, kurz vor oder nach 1200, bestätigt diese Vermutung. In der unverwüstlichen Schwere des Mauerwerks mit dem wuchtigen Vierkantturm als Abschluß, in dem einfachen Grundriß und der auf den ersten Blick überschaubaren Innengliederung sind sie beredte Zeugen einer ausgesprochen westfälischen Bauweise, und in ihrem ehrwürdigen Alter lebendige Sinnbilder der Unvergänglichkeit christlichen Glaubensgutes.

um 1718

Etwa um 1718 erfolgt die Erweiterung des Chors nach Osten um ein Joch und der Anbau der Sakristei an der Nordseite. Die Fenster von Schiff und Chor werden vergrößert. Die Kreuzgewölbe im Mittelschiff und im Chor ruhen auf viereckigen Wandvorlagen zwischen Rundbogenquergurten und Wandbogen. Die runden Paister reichen bis zu den Gewölbegeräten, die ohne Kämpfe aufsteigen. Der gesamte Innenraum ist 32 m lang und im Schiff 7,25 m breit.

1897/98

Im Jahr 1897/98 erfolgte der große Anbau im heutigen neugotischen Stil.

1900-1910

Der Bildhauer Albert Pehle aus Düsseldorf-Oberkassel schuf in den Jahren 1900-1910 die prachtvollen Altäre (1900 Hochaltar, 1903 Marienaltar, 1910 Josefsaltar).

1923

Im Inflationsjahr 1923 wurde dir Kirche durch den Kirchenmaler Biermann aus Delbrück ausgemalt. Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine reichhaltige und sehr dekorative Ausmalung mit großflächigen Ornamenten in den Gewölben, mit farbig bemalten Wandteppichen und Fliesen. Im gleichen Jahr entstanden auch die Wandgemälde (Lünettenbilder) aus dem Leben des Pfarrpatrons des heiligen Laurentius im Mittelschiff, ausgeführt von dem Maler Lautenbach aus Münster sowie die Engelbilder über dem Josefsaltar.

1925

Durch Blitzschlag brannte der Dachstuhl des Kirchturms um 1820 ab. Er erhielt ein niedriges Notdach. Dieses Notdach hat der Turm über hundert Jahre getragen, bis das er 1925 ein neues, das heutige Spitzdach, erhielt.

1969/70

Umfassende Restaurierungsarbeiten wurden vorgenommen. So wurde der Turm neu verputzt, ein neuer Glockenstuhl installiert, die Turmuhr und das Läutwerk repariert und neue Ziffernblätter angebracht. Der gesamte Innenraum der Kirche - ab Chor - wurde wieder auf die ursprüngliche Tiefe abgesenkt, um ebenenfußes in die Kirche zu kommen. Bei der Ausmalung 1970 waren alle ornamentalen und dekorativen Ausmalungen weiß überdeckt und mit Dispersionssilikatfarbe überstrichen worden. Die drei Wandgemälde aus dem Leben des heiligen Laurentius und ein Gemälde oberhalb des Josefsaltars wurden in die Restaurierung eingebunden und nicht überstrichen. Auch die Kirchenausstattungsteile wurden der hellen steinfarbenen Fassung des Kirchenraums angepasst; sie wurden großflächig abgelaugt und mit einer gräulichen aufgefärbten Lasur überzogen.

1982-1985

Das Deckengewölbe wurde isoliert, die Zinkabdeckungen des Kirchendaches wurden durch Kupfermaterial ersetzt.

1992

Entsprechend einer 1990/91 durchgeführten Befundsuntersuchung wurden die alten Ausmalung wieder freigelegt, ausgemalt und erneuert. Auch das Erscheinungsbild der sonstigen Ausstattungstücke der Kirche, die in stilistischen seltener Reinheit erhalten sind, und deren Farbigkeit allerdings nur noch in sporadischen Farbresten bestand, wurden restauriert. In Anlehnung an vergleichbare Ausstattungsstücke in den Kirchengemeinden in Lippling, Neuenbeken und Kirchborchen konnte die Farbigkeit rekonstruiert werden. Die Grundlage bildete dabei eine Holzlasur in dunklem Eichenholzton. Entsprechend den spärlichen Farbfunden und in der Manier der Zeit wurden einzelne Elemente Rot und Blau abgesetzt und die noch bestehende Ölvergoldung ausgebessert und ergänzt, bzw. erneuert.

 

Entnommen aus: Kirchenführer „St. Laurentius-Kirche Thüle“, Herausgeber: Kath. Kirchengemeinde St. Laurentius Thüle – Pfarrgemeinderat

Hl. Laurentius - unser Kirchenpatron

Unser Pfarr- und Kirchenpatron ist der heilige Diakon und Märtyrer Laurentius.

In der Kirche ist er in einem Fenster hinter dem Hochaltar und in einer hölzernen Statue, die sich an der linken Wand im Altarraum befindet, dargestellt. Außerdem sind drei Szenen aus seinem Leben auf großen Wandgemälden ausgeführt.

In einem Briefabschnitt Cyprians, von dem wir einige Begebenheiten aus jener frühen Zeit des Christentums wissen, wird über das Martyrium des Laurentius berichtet.

In der Verfolgung des durch den Kaiser Valerian, der dem Christentum zunächst nicht so feindselig gegenübergestanden hatte, mussten viele Christen ihren Glauben sogar mit dem Leben bezeugen. Am 6. August des Jahres 258 spürte eine Gruppe von Soldaten den seit knapp 2 Jahren amtierenden Papst Sixtus II. in den Klixtuskatakomben auf, wo er gerade Gottesdienst feierte. Der Papst wurde zusammen mit den drei Diakonen Filicissimus, Agapitus und Praetextatus am Altar mit dem Schwert hingerichtet. Laurentius, der Erzdiakon, war zu dieser Zeit nicht anwesend. Sieben Diakone gab es jeweils in Rom, deren besondere Aufgabe war es, für die Armen zu sorgen, die Gelder, die die Gläubigen abgaben für die Werke der Nächstenliebe zu verwalten und den Bedürftigen zukommen zu lassen. Nachdem der Papst und seine Begleiter ermordet worden waren, wurde auch Laurentius kurze Zeit später aufgespürt und verhört. Vor allem um die Schätze der Kirche ging es den Richtern in dem Verhör, was der Verhaftung folgte. Von Laurentius versprach man sich einiges. Es ging wohl das Gerücht um, die Christen hätten gewaltige Schätze an Gold und Silber verborgen, denn wie könnten sie sonst den Armen so behilflich beistehen. Außerdem hatten viele von denjenigen, die etwas besaßen, ihren Besitz der Gemeinde gegeben. In Laurentius hatten die Römer nun den Verwalter der Schätze gefangen. Die erste Frage des Richters galt deshalb nicht dem Verbrechen, auf das die Anklage lautete, sondern den sagenhaften Schätzen. Bereitwillig versprach Laurentius, sie herbeizuschaffen, wenn man ihm drei Tage Zeit lasse. Als die Frist verstrichen war, erschien er mit einer zerlumpten, ausgehungerten Schar von Krüppeln, Greisen und Bettlern. „Hier sind die Schätze der Kirche!“, stellte er die Gruppe vor. Er hatte die Courage, der staatlichen Habgier ein Schnippchen zu schlagen, indem er die Schätze der Kirche den Armen brachte und damit unzugänglich machte.

Der Richter übergab Laurentius dem Henker. Der Legende nach soll er Laurentius auf einem glühenden Rost zu Tode gequält haben. Sein Sterbetag ist der 10. August 258.

 

Entnommen aus: Kirchenführer „St. Laurentius-Kirche Thüle“, S. 39-40

Herausgeber: Kath. Kirchengemeinde St. Laurentius Thüle – Pfarrgemeinderat