In seinem überaus fundierten und leidenschaftlichen Vortrag betonte Herr Prof. Dr. Stiegemann, dass die Marienkirche der einzige Kirchneubau im Erzbistum ist, den der Salzkottener Architekt Klaus Breithaupt errichtet hat. Der eigentliche Schwerpunkt des Architekturbüros lag im Bereich der Profanarchitektur. Die liturgische Ausstattung der Kirche wurde 1979 durch den Paderborner Blidhauer Josef Rikus erneuert. Er schuf den Altar und den Ambo sowie die, den Chorraum nach hinten begrenzende, Tabelnakelwand. Die Altarausstattung ist eines seiner Hauptwerke im sakralen Spätwerk der 70er und 80er Jahre. Josef Rikus, geboren am 28.02.1923 – in diesem Jahr wurde sein 100ster Geburtstag mit Ausstellungen in Paderborn groß gefeiert– starb bereits am 25.11.1989. Josef Rikus war ein Mann des Glaubens. Nicht zuletzt durch die Erfahrung der Nazi-Diktatur und des Krieges, in dem er schwer verwundet wurde, war die Dimension des Gottesglaubens für ihn wie für viele Künstler seiner Generation von elementarer Bedeutung: „Bildhauerei ist … Ein- und Ausatmen angesichts der Unendlichkeit.“
Seit Beginn der 70er Jahre wandelte sich sein Stilbild. Rikus verwandte nun immer öfter die bildsame Bronze für die Prinzipalien seiner Altarräume. Die voluminösen, kubisch geschichteten Sakramentshäuser werden abgelöst von ausladenden organoid-vegetabilen Stein- bzw. Bronzegebilden, die den arbor vitae (Baum des Lebens) als Christussymbol aufrufen. Die ab 1970 für den Kirchenraum bestimmten Werke bezeugen das wieder erwachte Interesse des Bildhauers an figürlicher Darstellung. Bei aller Abstraktion eigentlich nie ganz aus dem Blick geraten, werden die Prinzipalien nun verstärkt mit kleinen Figurenkompositionen belebt. Das zeigt die liturgische Neugestaltung in St. Marien in Salzkotten 1979. Der Paderborner Bildhauer Josef Rikus schuf den Altar und den Ambo sowie die den Chorraum nach hinten begrenzende Tabernakelwand. Seitliche bildhauerisch bearbeitete Wandblenden betonen die Schwelle zwischen Gemeinde- und Altarraum. Den Altar aus französischem Kalkstein mit massiver, sarkophagförmig geschwungener Mensa auf niedrigem Stipes hinterfängt eine horizontal gestreckte, frei vor der Rückwand zwischen mächtigen Pfosten eingespannte, bewegt konturierte Tabernakelwand. Mittig auf steinernem, vorn konkav gewölbtem Unterbau mit Deckplatte steht hinter einem Bronzegitter geborgen der Tabernakel. Darüber steigen in geometrischer Vereinfachung kubisch verfestigte Flammen auf. Das steinerne Relief zu Seiten des Tabernakels zeigt große stilisierte Blattformen. Sie tragen aufgesetzten Blüten gleich je drei Bronze-Medaillons mit figürlichen Szenen. Dargestellt sind Verkündigung, Geburt, Beweinung, Himmelfahrt, Pfingsten und die Hochzeit zu Kana. Die Schwelle zwischen Gemeinde- und Altarraum betonen seitlich zwei vertikal bis zur Decke aufragende steinerne Chorblenden, die das Baum-Blattmotiv noch einmal in dekorativer Weise variieren. Herr Prof. Dr. Stiegemann wies abschließend darauf hin, dass in Anbetracht der massiven Verluste durch Abriss oder Umgestaltung der von Rikus gestalteten Chorräume es an der Zeit ist, die Wahrnehmung neu zu sensibilisieren und die allzu lang und auch heute häufig noch verkannte künstlerische Qualität dieser Werke wieder ins Bewusstsein zu heben!