Unsere Pfarrkirche St. Johannes Enthauptung mitten in der Stadt Salzkotten stammt etwa aus dem Jahre 1270. Die letzte durchgreifende Umgestaltung war 1968/69 mit Pastor Redemann und Architekt Stiegemann sowie dem Künstler Josef Rikus. Anfang der 1990er Jahre gab es kleinere Arbeiten unter Pastor Rüsing.
Historische Fotos auf der Titelseite dieser Broschüre zeigen, dass der Gottesdienstraum unserer Gemeinde immer weiter entwickelt wurde.
Entsprechend sind nach mehr als einem halben Jahrhundert die technischen Anlagen sowie die gesamte Gestaltung und Einrichtung in die Jahre gekommen. Seit Jahren gibt es viele Beschwerden über die mangelhafte Lautsprecheranlage und die grelle Beleuchtung. Dazu gibt es seit langem technische Probleme mit der gesamten Elektroversorgung.
Das hat der Kirchenvorstand seit 2019 zum Anlass genommen, sich gründlich mit der Frage nach einer umfassenden Renovierung des Innenraumes zu beschäftigen.
Bald stellte sich heraus, dass neben den vielen technischen Modernisierungen auch die Anordnung und Gestaltung der liturgischen Orte (Altar, Ambo, Tabernakel, Taufstein, Priestersitz), die Gestaltung des „Beschränkten Zugangs“ im Turm und die Farbfassung der Kirche Herausforderungen sind.
2020 wurde die Entscheidung getroffen, einen Künstlerwettbewerb auszuloben. In guter Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen des Erzbischöflichen Generalvikariates in Paderborn wurden fünf Künstler aus ganz Deutschland eingeladen, ihre Ideen für die Gestaltung des Altarraumes zu präsentieren. Dabei sollte jeweils eine Variante mit der bisherigen Ausstattung von Josef Rikus und eine mit neuer Ausstattung erarbeitet werden.
Nach den ersten Gesprächen mit den beteiligten Künstlern im Januar 2021 und zwei Präsentationen vor einer Jury (aus Mitarbeitern des Erzb. Generalvikariates, der Denkmalbehörden, des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates) hat der Kirchenvorstand nach gründlichen Diskussionen im August 2021 beschlossen, die Ideen von P. Abraham Fischer OSB aufzugreifen und mit ihm weiter zu planen und zu arbeiten.
P. Abraham Fischer OSB ist Mönch der Abtei Königsmünster in Meschede, Priester und Metallgestalter. In vielen Kirchen des Erzbistums und darüber hinaus hat er gestalterisch gewirkt. Ihm ist es ein Anliegen, dass Kirchen Orte sind, in denen der heutige Mensch zur Ruhe kommen kann und mit Gott in Berührung kommen kann. So sind seine Ideen von der Liturgie der Kirche geprägt und vom Gedanken eines „entlasteten Raumes, in dem der Mensch entlastet“ werden kann.
Ideen zur Gestaltung des Altarbereiches
P. Abraham geht bei seinen Vorstellungen davon aus, vorhandene Kunst in unserer Kirche zu respektieren und in eine neue Gestaltung einzubeziehen.
Im großen neugotischen Chorfenster ist als Hintergrund für die Szenen aus dem Leben unseres Kirchenpatrons Johannes ein leuchtendes Blau zu sehen.
Diesen blauen Farbton greift P. Abraham auf und lässt ihn an verschiedenen Stellen wieder aufleuchten. Als Material ist dafür entsprechend bearbeitetes Titan vorgesehen.
Unterhalb des Fensters ist eine entsprechend große blaue Metallfläche aus Titan denkbar, die als Hintergrund für den vorhandenen und verbleibenden Tabernakel von Josef Rikus dient.
Der bronzene Tabernakel wird gereinigt.
Zur blauen Fläche unter dem Fenster könnte evtl. eine helle Einfassung des Fensters aus Marmor kommen.
Marmor und blau schimmerndes Titan sind auch für einen neuen Altar gedacht.
Der Plan von P. Abraham sieht vor, dass die Form des Altares die Form der Einfassung des Chorfensters aufgreift. Einzelheiten werden mit Hilfe von Modellen und Materialproben geklärt.
Der vorhandene schwarze Fußbodenbelag aus Spaltschiefer soll wenn eben möglich erhalten bleiben und bei Bedarf ergänzt werden. So ergibt sich ein Kontrast zwischen dem dunklen Bodenbelag und den sich davon abhebenden hellen Objekten.
Das in unserer Kirche vorhandene barocke Kreuz wird mit einem blauen Hintergrund auf einem neuen Stab näher zur Gemeinde gerückt und wird eine zentrale Bedeutung haben.
Eine starke Veränderung für die Kirche ist der Vorschlag P. Abrahams, den Altarbereich deutlich in den Kirchenraum vorzuziehen.
Der neue Altar kann dann zwischen den beiden Querhäusern stehen, etwa im Bereich der heutigen ersten Bank im Mittelschiff.
Altar und Ambo, Wort Gottes und Feier der Eucharistie mitten in der Gemeinde – das ist der Leitgedanke für P. Abraham Fischers Idee, Altar und Ambo aus dem Altarraum herauszunehmen und auf eine einzige Stufe mitten in die Gemeinde zu setzen.
Die Menschen um den Altar und den Altar – nicht vor Altar und Ambo in einem separaten Raumteil, wie Zuschauer.
Auf drei Seiten – Mittelschiff und Querschiffe – sind die Mitfeiernden nah an der Feier, näher als bisher.
Grundsätzlich ist das Verlagern des Altars in die Gemeinde beschlossen, der exakte Standort wird in den nächsten Monaten besprochen.
In den Querhäusern bleiben die barocken Seitenaltäre als wichtige Teile der Geschichte unserer Kirche stehen. Sie werden entsprechend restauriert.
Vor den Seitenaltären, zum neuen Altarbereich hin, entstehen mehr Plätze als bisher mit einer großen Nähe zum Altar.
Das werden sicher gute Plätze zur Mitfeier der Gottesdienste.
Der freie bisherige Chorraum bietet dann viel Raum für Musiker, für Gottesdienste wie etwa Frühschichten, Stundengebet, Meditation. Raum auch für unsere vielen Messdiener oder für liturgische Feiern mit Kindern.
Und, das ist ein schöner Gedanke: der leere Raum hilft auch zur Ruhe zu kommen. Die von vielen im Laufe der Jahrzehnte hinzu gekommenen Dingen erleichterte Kirche macht es dem Menschen leichter, abzuschalten.
Im Entwurf ist der Taufstein in den Chorraum gerückt worden. Möglich ist aber auch ein anderer Platz, vielleicht im hinteren Bereich der Kirche, wie schon angedeutet.
Durch Erprobungen wird sich herausstellen, welches die beste Lösung ist.
Die nächsten Schritte
Immer wurde in den Gesprächen der letzten Monate mit Künstlern, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat sowie den Mitarbeitern des Bauamtes und der Kunstkommission des Erzbischöflichen Generalvikariates betont, dass wir mit der Innenrenovierung ganz am Anfang sind, in der Phase der Ideen und der Entwürfe, vielleicht auch der Träume sind.
Im Folgenden werden erste Konkretisierungen beschrieben.
Bei einem ausführlichen Ortstermin in der Kirche wurden am 14.09. viele Details besprochen, um möglichst viele Aspekte der Renovierung zu sammeln.
Hier einige der Überlegungen von diesem Gespräch in der Kirche, an dem P. Abraham, der Architekt Kellner und Mitglieder von Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand beteiligt waren. Sie ergänzen das bisher Beschriebene.
Die Gruppe begann den Rundgang hinten in der Kirche.
Der sog. „Beschränkte Zugang“ für den hinteren Bereich der Kirche wird weiterhin dort sein.
Dieser Bereich unter der Orgelbühne wird neu gestaltet, sodass dort sowohl ein guter Ort für das Gebet und das Anzünden von Kerzen vor der Pieta (die jetzt vorne steht) entsteht als auch für das würdige Gedenken an die Opfer der Kriege. Das vorhandene wertvolle Gitter wird bleiben.
Auch Schriftenstand und Weihwasservorrat sollen dort sein.
Wichtig ist, dass die schwere Tür mit einem Motor versehen wird, um älteren Menschen oder Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren usw. den Zugang zu erleichtern.
Hell und freundlich soll dieser Bereich unserer Kirche wirken und somit zum Gebet und zum Verweilen einladen.
Heller und leichter könnte auch die Brüstung der Orgelbühne gestaltet werden. Dazu werden in Kürze der Orgelsachverständige des Erzbistums und unser Kirchenmusiker mit dem Architekten zusammenkommen und Möglichkeiten und Grenzen diskutieren.
Seitens der Organisten unserer Gemeinde wurden schon länger manche Wünsche formuliert, die auf eine Verbesserung der Orgel und der Spielmöglichkeiten zielen. Eine grundlegende Reinigung und Instandsetzung der wertvollen und guten Orgel werden auf jeden Fall erfolgen.
Vielleicht wird der Taufstein als Ort der Taufe und der Tauferinnerung im Eingangsbereich der Kirche stehen. Das wird ausprobiert werden müssen.
Die Windfänge sollen leichter gestaltet werden, das Südportal soll barrierefrei mit elektrischem Antrieb aufgerüstet werden.
Schon in wenigen Wochen wird es vorne in der Kirche ein Experiment geben.
Beim Ortstermin am 14.09. wurde überlegt, die geplante neue Situation des Altarraumes möglichst bald provisorisch zu gestalten.
Deshalb werden einige der Bänke im Mittelschiff entfernt werden.
Dort wird in einfacher Form die untere Stufe weit in den Raum vorgezogen. Darauf steht dann ein 1:1-Modell des neuen Altares und des neuen Ambo.
So können wir einige Wochen lang im Feiern der Gottesdienste und durch Besichtigung und Gespräch die Vor- und Nachteile klären und die neue Situation erleben.
Auch kann ausprobiert werden, wie weit die neue Altarstufe in den Raum reichen soll.
Ebenfalls sollen möglichst bald an einigen Stellen Farbmuster auf die Wände aufgebracht werden. Die Vorstellungen der Wand- und Pfeilerfarbe reichen von grünlichen Tönen (ähnlich der heutigen Fassung, aber heller und lebendiger gemalt) bis zu einer mehr auf Weiß- und Grautönen basierenden Gestaltung.
Die Frage nach der richtigen farbigen Fassung des Raumes ist wichtig auch für die Gestaltung von Altar und Ambo.
Am besten lässt sich das durch relativ große Farbmuster beurteilen.
Unbedingt muss die Beleuchtung der Kirche erneuert werden. Licht ist ein sehr wichtiges Gestaltungsmittel für Räume, das weiß jeder aus der eigenen Wohnung.
P. Abraham Fischer wird auch für das Beleuchtungskonzept verantwortlich sein, in Zusammenarbeit mit Br. Justus Niehaus OSB aus der Abtei Königsmünster und unserem Architekten Kellner.
Zusätzlich muss, wie schon erwähnt, die gesamte Elektroversorgung der Kirche neu angelegt werden.
Für eine neue Lautsprecheranlage gibt es schon seit längerem Pläne, die nun mit der Innenrenovierung verbunden werden.
Dazu kommen viele weitere Fragen: Ein Ort für vorhandene Reliquien, für das Evangeliar, für die hl. Öle. Neue, gute Standorte für eine Figur der Gottesmutter Maria und eine des Kirchenpatrons St. Johannes.
Die Beichtkapelle und ihr Vorraum sollen ebenfalls renoviert werden.
Mit den Veränderungen ist die Frage nach den realistisch sinnvollen Sitzplätzen verbunden.
Wir erleben, dass vor der Corona-Pandemie nicht mehr so viele Menschen zu den Gottesdiensten kamen wie noch vor 10 Jahren. Wie es sich in den nächsten Jahren entwickelt ist nur zu vermuten.
Für eine Erstkommunionfeier wurden vor einigen Jahren ca.330 Sitzplätze in der Kirche gezählt, mit jeder Ecke und jedem Winkel.
Im 2. Halbjahr 2019 wurden jeden Sonntag die Mitfeiernden gezählt, es ergab sich ein Durchschnitt von 170 Besuchern pro Sonntagsmesse.
Erste Pläne für die Innenrenovierung gehen davon aus, dass ca. 150 Plätze als eine Grundausstattung vorhanden sein sollen. Dazu können bei Bedarf Kirchenstühle gestellt werden, z.B. unter der Orgelbühne, in den Querhäusern.
So ist man flexibel. Es entsteht nicht die meiste Zeit des Jahres das Gefühl, dass viele Plätze leer sind und nur wenige Menschen da sind. Der gesamte Kirchenraum ist freier.
Für Feiertage kann man gut aufstocken. Die Stühle können in Nebenräumen gelagert werden, dafür gibt es Ideen.
Die Frage der Sitzplätze wird sicher noch einige Diskussionen mit sich bringen.
So wird mit der Zeit ein Gesamtpaket entstehen.
Mit einer Kostenschätzung des Architekten geht das Paket als „Entwurfsplanung“ an das Erzbischöfliche Generalvikariat und die Denkmalbehörden. So ist das übliche Vorgehen bei Baumaßnahmen.
Nach der Prüfung, evtl. Überarbeitung und Genehmigung geht es dann weiter in die Ausschreibung der Arbeiten usw., das ist die „Ausführungsplanung“.
Über einen Zeitplan kann man jetzt noch nichts Verlässliches sagen.
Dann kommen auch verlässliche Zahlen auf den Tisch!
Ein Teil der Arbeiten wird durch Kirchensteuermittel, die das Erzbistum Paderborn als Förderung verteilt, bezuschusst. Für die Gemeinde bleibt natürlich ein erheblicher Eigenanteil.
Andere Maßnahmen gehen ganz zu Lasten unserer Kirchengemeinde.
Auch darüber soll miteinander gesprochen werden und bei allen weiteren Planungen werden die Kosten eine Rolle spielen.
Alle Gemeindemitglieder und Besucher der Kirche sind zum Dialog eingeladen. Fragen und Bedenken und Anregungen sollen ausgesprochen werden.
Gottesdienste in der Baustelle können helfen, die großen Schritte in der Gestaltung des Raumes zu sehen und zu erleben.
Pastor Beisler, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat sind gerne bereit, Informationen zu geben.
Planungsstand: 14.09.2021
© alle Fotos Abtei Königsmünster