Mittwoch, 09 Februar 2022 11:19

Pfarrnachrichten Nr. 3 v. 13.02.2022

Liebe Leserinnen und Leser der Pfarrnachrichten,

vor kurzem habe ich junge Menschen in der Firmvorbereitung gebeten, aus einer Sammlung von Jesusworten Sätze auszusuchen, die auf Zustimmung stoßen und auch Sätze zu benennen, denen sie nicht zustimmen können.
Ein Satz, der breite Zustimmung fand, war: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“ (Lk 6,31).
Auf Widerspruch stießen die Aussagen, die im Lukasevangelium in den vorausgehenden Versen stehen: „Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere hin.“ (Lk 6,29). Und „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.“ (Lk 6,27).
Diese Verse hören wir im Sonntagsevangelium am 20. Februar. Ja, es stimmt: Wer sich nicht wehrt, der steht da als Schwächling, der wird leicht zum Opfer, der kann auf Dauer den Kürzeren ziehen, der wird vermutlich gnadenlos ausgenutzt.

Die Goldene Regel „Was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ rückt – so finde ich – die Handlungsanweisungen Jesu in ein anderes Licht. Wer die Goldene Regel befolgt, der wechselt zunächst einmal die Perspektive.
Er schaut aus dem Blickwinkel seines Gegenübers. Wer nach der Goldenen Regel handelt, der macht sich nicht
klein, sondern sieht sich auf Augenhöhe mit dem Gegenüber. Er sucht nicht das, was ihn vom Gegenüber trennt,
sondern das, was verbindet.

Trotzdem bleiben die Worte Jesu eine Provokation, aber eine, über die es sich lohnt nachzudenken.
Gerade in einer Zeit, in der insgesamt der Umgangston aggressiver wird, in der Fronten oft verhärtet sind.
Die Goldene Regel ist sicher auch eine gute Leitlinie für den innerkirchlichen Dialog auf vielen Ebenen und den
innerkirchlichen Erneuerungsprozess.


Es grüßt Sie herzlich!
Annette Breische, Gemeindereferentin