Es ist ein guter Brauch, um den Segen Gottes zu bitten. Dies bezieht sich in erster Linie immer auf Personen und indirekt auch auf verschiedene Gegenstände.
Beim 150-jährigen Jubiläum der Wallfahrt aus Paderborn wurde am 17. August 1913 das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Verne von Bischof Karl Josef Schulte feierlich gekrönt.
Wir feiern dieses Jahr die 100. Wiederkehr dieses Ereignisses. Anlass genug , um auf diese Zeit einmal zurück zu blicken.
Von H.-J. Haase wurden Bilder der Zeitungen, die 1913 von diesem Ereignis berichteten, und Auszüge aus der Chronik der Gemeinde Verne von 1913 zur Verfügung gestellt.
Bei den Zeitungsberichten von der Prozession wird das Titelblatt der jeweiligen Ausgabe voran gestellt.
Die Transkription der Chronik wurde von Heinz Tegtmeier (Rietberg) erstellt.
"Kirchliche Nachrichten"
Der 6. Juli war für die Gemeinde Verne ein besonderer Festtag, denn die Paderborner Prozession konnte auf ein 150-jähriges Bestehen zurückblicken. Viele fleißige Hände regten sich, um der Prozession einen würdigen Empfang zu bereiten. Die Kirche sowie die Umgebung und die Häuser der Hauptstraße prangten im Festesschmucke. Mehrere Ehrenpforten, die mit passenden Inschriften und mit der Jahreszahl 1763 und 1913 versehen waren, verkündeten den Wallfahrern das freudige Ereignis. Aus Anlaß dieser einhundertfünfzigjährigen Jubelfeier war vom hochwürdigsten Herrn Bischhof der Papst ersucht, die Genehmigung zur feierlichen Krönung des hiesigen Gnadenbildes erteilen zu wollen. Alsdann wurde unser Oberhirt beauftragt, die Krönung vorzunehmen. Es wurde hierzu der 17. August "Mariä Himmelfahrt" bestimmt. Noch erhebender gestaltete sich die Krönungsfeier für unseren Wallfahrtsort. Trotz des Regenwetters waren große Pilgerscharen von nah und fern zusammengeströmt, um an der hehren Feier teilzunehmen. Morgens 8.30 Uhr traf der hochwürdigste Herr Bischof Karl Joseph von Paderborn hier ein. Gegen 9 Uhr wurde der hochwürdigste Herr in feierlicher Prozession in die prächtig gezierte Kirche geleitet. Daselbst nahm der hohe Herr die Weihe der goldenen Krone vor und gleich darauf wurde eine Bulle des Papstes in lateinischer und deutscher Sprache verlesen. Das feierliche Levitenamt hielt der Herr Ortspfarrer Danzebrink. Am Schlusse desselben erteilte der Oberhirt den päpstlichen Segen. Nun nahte der Glanzpunkt des eigentlichen Festaktes. Das Gnadenbild wurde in Prozession herausgetragen und auf einem besonderen Thron aufgestellt. Der Bischof, umgeben von der Geistlichkeit, nahm sodann die Krönung vor. Der Herzensfreude und Liebe zu Maria wurde Ausdruck gegeben in dem Liede "Glorreiche Himmelskönigin". In der darauf folgenden Ansprache weist der hochwürdigste Bischof darauf hin, daß einer seiner Vorgänger den Grund zu dieser Feier gelegt habe, nämlich der Fürstbischof Wilhelm Anton von Asseburg. Er habe im Paderborner Lande die Verehrung und Liebe zur Gottesmutter in seinem Bistum zu heben gesucht und deshalb die Paderborner Prozession am Feste "Mariä Heimsuchung" veranstaltet, die nun auf 150-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Ungezählte Gnaden und Erhörungen seien von hiesiger Gnadenstätte erlangt worden und jetzt seien die Marienkinder dem Drange ihres Herzens gefolgt und zahlreich zur Feier erschienen. Auch ließ er den Wunsch laut werden, daß die Andacht zur Gottesmutter wachsen und gedeihen möge und die Trösterin der Betrübten Trost und Erhörung ihren Kindern verleihe. Nach Schluß der Predigt stimmten die Zuhörer begeisternd das TE DEUM an. Die Feier schloß mit sakramentalem Segen. Am Nachmittag sprach ein Ordensgeistlicher über die erste heilige Kommunion und suchte die Liebe zu Jesus in den Herzen der Gläubigen zu wecken. Von der Bruderschaft wurde das altehrwürdige gekrönte Gnadenbild der Gottesmutter in feierlicher Prozession um die Kirche getragen, wobei drei Musikkapellen durch Begleitung der Marienlieder die Andacht zu heben suchten. Nach Rückkehr zur Kirche wurde der Segen mit dem heiligen Sakramente erteilt. Möge die Liebe zur Gnadenmutter durch diese hehre Feier wachsen und blühen.
Bem.: Die sprachlichen Eigenheiten der Zeit und der Region habe ich wörtlich übernommen.
Die sieben Bildstöcke aus dem Jahr 1679, die seit 1932 südlich des Weges zur Kapelle stehen, hatten ursprünglichen ihren Platz an der Straße zwischen Verne und Salzkotten. Sie wurden vom Paderborner Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg (1661-1683) gestiftet und wurden bei der Kleinen Liebfrauentracht, einer Anfang der siebziger Jahre eingestellten Prozession, besucht. Sie stehen in der alten westfälischen Tradition der Sieben Fußfälle, Vorform auch des Kreuzwegs. Das Bemerkenswerte der Verner Stationen ist ihr Titel. Statt der geläufigen Sieben Schmerzen sind es die Freuden Mariens, die in den modernen Sandsteinreliefs in den Nischen der Stationshäuschen dargestellt sind:
Seit dem frühen 17. Jh. stand an der Quelle ein kleines Kapellchen. Dieses war 1851 derart baufällig und unansehnlich, daß es ersetzt werden musste. Auch entsprach es nicht mehr den Anforderungen, da es seit einigen Jahren Ziel der Prozessionen mit dem Gnadenbild war.
Der Grundstückseigentümer, der Ortsvorsteher Heinrich Bathe, ergriff die Initiative und bot der Pfarrgemeinde an, aus eigenen Mitteln eine neue Kapelle zu bauen. Die Kirche sollte nur vier Eichen aus dem Kirchenwald beisteuern. Alle übrigen erforderlichen Gelder sollten aus Spenden der Pilger aufgebracht werden. Dies wurde in der Inschrift (oblationibus fidelium exstructum) im Abschlussbalken der von vier hölzernen Säulen getragenen Vorhalle festgehalten. Auf diese Weise konnte man das Stiftungsangebot eines Adeligen zurückweisen. Nachdem sich Heinrich Bathe schriftlich verpflichtet hatte, die Kapelle nach ihrer Fertigstellung mit dem Grundstück der Kirchengemeinde zu übertragen. erteilte das Generalvikariat die Erlaubnis, darin die Hl. Messe zu feiern.
Der hübsche Fachwerkbau ist derart über der westlichen Quelle der Bohmke errichtet worden, daß die Quelle in der Mitte liegt und einen Abflus zur Bohmke hat.
Auf dem First des schiefergedeckten Satteldaches sitzt ein achteckiger Dachreiter mit geschweifter Haube, der an Stelle eines Kreuzes mit dem Monogramm Mariens in einem Strahlenkranz bekrönt wird. Die darin befindliche Glocke wurde 1854 von Johann Bapt. Dubois gegossen.
Der Innenraum der Kapelle ist ein kleiner Saal mit 5/8 Chorschluss. Die Innenraumgestaltung ist das Ergebnis der Renovierung von 1970/71.
Hierbei wurden Altar (jetzt als Sakramentsaltar in der Pfarrkirche) und Bänke entfernt. Der neue Altar bildet nun inmitten der Kapelle zusammen mit der als Brunnen gefaßten Quelle eine beziehungsreiche Einheit.
Die Muttergottes-Statue an der Ostwand befand sich ursprünglich als Giebelfigur am 1896 errichteten Pfarrhaus.
Wegen der Boden- u. Grundwasserbelastung und zum Schutz gegen Vandalismus war der Brunnen seit Jahren geschlossen.
In der Zeit von Pastor Norbert Abeler wurde er wieder geöffnet und das Wasser zu einem neu geschaffenen Brunnen vor der Kapelle geleitet. Jedes Jahr wird es vor dem Beginn der Wallfahrtszeit von einem amtlichen Labor untersucht und erhält bislang jedesmal die Bestätigung, dass es Trinkwasserqualität hat.
Dem Quellwasser schrieben vor allem Augenkranke heilende Wirkung zu. In den notvollen Jahren des 30-jährigen und der späteren Kriege wurde sie häufig von und für Kranke aufgesucht. Darauf deutete früher ein Bildstock von 1699 hin, der in Latein die Inschrift trug:
Quelle lebendigen Wassers, Dir zu Händen, Pilger! Wenn eine Krankheit dich quält, bringe dir Heilung dein Gott. |
Die Kurzfassung Quelle lebendigen Wassers von Rüdiger Weinstrauch enthält weitere Informationen zum Brünnekenwasser.
An jedem Maisonntag findet eine große Prozession mit dem Gnadenbild zum Brünneken mit 500-1000 Pilgern statt.
Um 14.15 Uhr ist eine Maiandacht in der Kirche, dann bringen die „Mutter-Gottes-Träger“ das Gnadenbild auf den Kirchplatz, wo es mit Blasmusik, Fahnenschwenken und Trommelwirbel begrüßt und zum Brünneken geleitet wird.
Nach einer Predigt im Freien wird das Gnadenbild in die Kirche zurückgeleitet, wo die Feier mit der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes und dem Segen schließt.
Diese Prozessionen entstanden aus der Kommunionkinderkatechese von Pfr. Brockmann (1850-58 in Verne). Ihren starken Zulauf verdanken sie dem Umstand, daß sich 1837 die Pfarrei Salzkotten von der Großen Liebfrauentracht und anderen Verner Prozessionen zurückgezogen hatte. Die Leute nahmen die Prozessionen zum Brünneken als Ersatz, die Anfangs jeden 1. Sonntag in den Monaten Mai-Oktober gehalten wurden. Das Rosenkranzfest am 7. Oktober markiert das Ende der offiziellen Wallfahrtszeit in Verne. Wenn das Wetter es erlaubt, findet eine Lichterprozessionen vom Brünneken aus statt.
© Kath. Pfarramt Verne,
Die Informationen wurden mit Unterstützung durch Rüdiger Weinstrauch von Ulrich Falke im Jahr 2001 zusammengestellt.
Letzte Änderungen dieser Seiten am Kapitel 2 und 3 durch Martin Beisler am 09.03.2012.
Wer mehr über das Brünneken wissen möchte, sei auf die ausführlichen, geschichtlich fundierten Ausführungen in Quelle lebendigen Wassers(siehe Anhang) von Rüdiger Weinstrauch hingewiesen.
Ca. 1 km südöstlich der Kirche am Südrand der Bohmkesiedlung, umgeben von alten Bäumen, dem „Kastaniendom“, liegt das Brünneken.
Die Bohmke ist ein kurzer Bach, der noch im Ort Verne in die Heder, einen Nebenfluß der Lippe, mündet.
Nach einer Legende stand hier der Rosenstrauch, von dem Ritter Wilhard den grünenden Zweig abschnitt und in dem er sein Marienbild wiederfand. Die Verbindung der Quelle mit der Wilhard- Legende ist sekundär.
Neben der Quelle stand ein Kreuz (das heutige ist von 1913) und ein Heiligenhäuschen mit einem Opferstock, der schon um 1650 erhebliche Einnahmen aufwies.
Von 1897-1938 war bei der Quelle eine bewohnte Klause.
Ursprünglich war die Quelle draußen vor dem Dorf einsam im Felde gelegen. Erst die nach dem II. Weltkrieg einsetzende Bautätigkeit hat dazu geführt, daß sie heute am Ortsrand liegt. Über die aktuelle Beeinträchtigung der Anlage durch die Ausweisung eines weiteren Baugebietes informiert ein eigenes Dokument in dieser OnLine-Publikation. Erst Prof. Albert-Anton Stukenberg (1869-1939) hat aus dem Brünneken gemacht, was es heute ist.
Er war davon überzeugt, daß es sich um ein „getauftes“ keltisches Quellheiligtum zu Ehren der Pferdegöttin Epona handele. Er veranlaßte die Anpflanzung der Kastanienallee. In letzter Zeit haben die 1930 angepflanzten Bäume unter Stürmen und Gewitter stark gelitten, daher ist eine Nachpflanzung zum Jahr 2000 vorgesehen.
Martin Beisler, Pfr. 1. Vorsitzender
Jutta Deppe geschäftsf. Vorsitzende